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Heilkrautklassiker, DIY-Tinktur und ein bisschen Küchenabenteuer

    Beinwell ist eine dieser alten Heilpflanzen, die oft unscheinbar am Wegrand stehen, aber eine lange und beeindruckende Geschichte haben. Botanisch gehört er zur Familie der Raublattgewächse und ist an seinen großen, samtig behaarten Blättern gut zu erkennen. Die glockenförmigen Blüten leuchten je nach Art in Violett, Rosa oder Weiß und locken Bienen und Hummeln an wie ein Magnet. Seine kräftige Pfahlwurzel reicht tief in den Boden und speichert dort jede Menge wertvoller Inhaltsstoffe. Wenn man sie ausgräbt, überrascht die schwarze Rinde und das weißlich-saftige Innere, das sofort leicht schleimig wird – ein Zeichen für die enthaltenen Schleimstoffe, die für die Heilwirkung mitverantwortlich sind.

    In der Heilkunde ist Beinwell ein echter Klassiker, vor allem bei Beschwerden rund um Knochen, Gelenke und Gewebe. Die Wurzel enthält Allantoin, Rosmarinsäure, Schleimstoffe und Gerbstoffe, die zusammen die Regeneration von Gewebe anregen, Entzündungen hemmen und Schmerzen lindern können. Besonders beliebt ist Beinwell äußerlich in Form von Umschlägen, Salben oder Tinkturen. Eine Beinwelltinktur lässt sich ganz einfach selbst herstellen: Frisch ausgegrabene Wurzeln gründlich waschen, grob zerkleinern und in ein sauberes Schraubglas geben. Dann mit hochprozentigem Alkohol (z. B. Korn oder Doppelkorn) vollständig übergießen, gut verschließen und an einem dunklen, warmen Ort etwa vier Wochen stehen lassen. Das Glas sollte regelmäßig leicht geschüttelt werden, damit sich die Wirkstoffe gut lösen. Nach der Ziehzeit wird die Tinktur abgeseiht, in dunkle Fläschchen abgefüllt und kühl und dunkel gelagert. Wichtig: Beinwelltinktur ist ausschließlich zur äußeren Anwendung geeignet, zum Beispiel zum Einreiben bei Prellungen, Verstauchungen oder Gelenkschmerzen.

    Weniger bekannt, aber durchaus interessant, ist die kulinarische Verwendung. Früher wurden junge Beinwellblätter gern in der Küche verwendet, zum Beispiel in Teigen ausgebacken oder fein gehackt in Kräuterfüllungen gemischt. Sie haben ein mildes, leicht gurkenähnliches Aroma und lassen sich vielseitig kombinieren. Allerdings enthalten Beinwellblätter Pyrrolizidinalkaloide, die in größeren Mengen die Leber schädigen können. Deshalb wird heute von regelmäßigem oder häufigem Verzehr abgeraten. Wer Beinwell kulinarisch probieren möchte, sollte das nur in sehr kleinen Mengen und eher selten tun – zum Beispiel ein paar junge Blättchen als würzige Ergänzung im Frühlingskräutersträußchen oder als gelegentliche Beigabe im Teigmantel.

    Beinwell ist also eine faszinierende Pflanze, die Heilkunst und alte Küchentradition miteinander verbindet. Mit etwas Respekt und Wissen lässt sich seine Kraft wunderbar nutzen – am besten dort, wo sie am stärksten ist: äußerlich bei Beschwerden des Bewegungsapparats oder als besondere, seltene Zutat für experimentierfreudige Kräuterfans.