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Wenn die Wurzel das Feuer in sich trägt

    Die Blutwurz (Potentilla erecta) gehört zu den Heilpflanzen, die man leicht übersehen könnte – selbst in voller Blüte wirkt sie eher unscheinbar. Doch wer genauer hinsieht, entdeckt eine Wurzel mit erstaunlicher Kraft. Besonders in Vorarlberg ist die Blutwurz bekannt, denn der traditionelle Blutwurzschnaps hat hier einen festen Platz in der Hausapotheke. Er wird seit Generationen bei Durchfall und Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt und gilt als bewährtes Hausmittel.

    Die Herstellung ist denkbar einfach: Die gereinigte und in Stücke geschnittene Wurzel wird in Schnaps eingelegt und darf drei bis vier Wochen ziehen. Dabei färbt sich der Alkohol kräftig rot – ein untrügliches Zeichen für den hohen Gehalt an Farbstoffen und Gerbstoffen. Dieser Ansatzschnaps ist nicht nur in Vorarlberg beliebt, sondern auch in vielen Alpenregionen bekannt.

    Botanisch gesehen gehört die Blutwurz zu den Fingerkräutern und damit zur Familie der Rosengewächse. Während die meisten Rosengewächse fünf Blütenblätter besitzen, macht die Blutwurz es anders: Sie zeigt nur vier. Dieses Merkmal ist ein sicheres Erkennungszeichen – wer also eine kleine, gelbe Blüte mit vier Kronblättern entdeckt, hat die Pflanze wahrscheinlich gefunden.

    Die Blutwurz wächst bevorzugt auf trockenen Magerwiesen, kann aber auch auf feuchten Wiesen oder in Mooren gedeihen. Je nach Standort bleibt sie eher zierlich oder wächst etwas kräftiger, doch fast immer wirkt sie dezent und geht leicht im Grün ihrer Umgebung unter.

    Ihre Heilkraft verdankt die Blutwurz vor allem ihrem hohen Gerbstoffgehalt – bis zu 25 Prozent sind möglich. Diese Gerbstoffe wirken stark zusammenziehend und entzündungshemmend, was sich sowohl äußerlich als auch innerlich nutzen lässt. Während in Vorarlberg traditionell der Blutwurzschnaps im Vordergrund steht, kann man aus der Wurzel auch eine wundheilende Salbe herstellen. Wer keinen Alkohol trinken möchte, greift einfach zum Blutwurztee – er bietet dieselben positiven Wirkungen, nur eben ohne Prozente.

    Ob als Tee, Tinktur, Salbe oder Schnaps: Die Blutwurz ist eine vielseitige Heilpflanze, die trotz ihrer Unscheinbarkeit eine lange Tradition in der Volksmedizin hat. Vielleicht sollte man ihr beim nächsten Spaziergang also etwas mehr Aufmerksamkeit schenken – auch wenn sie sich gerne im Hintergrund hält.

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