Die Bach-Nelkenwurz (Geum rivale) mag auf den ersten Blick unscheinbar wirken, aber sie hat einiges zu bieten. Tatsächlich ist sie sogar meine Lieblingspflanze aus meiner Kindheit. Damals kannte ich sie unter dem Namen „Kuckucksblume“, und sie wuchs am Weg zum Kindergarten in der Wiese. Ich habe sie oft gepflückt, aber später ist sie leider seltener geworden und ich habe sie lange Zeit aus den Augen verloren.
Diese oft übersehene Pflanze ist aber nicht einfach nur wunderschön anzusehen, sondern kann auch als Heilpflanze und Gewürz genutzt werden. Die Wurzel schmeckt, wie auch bei ihrer großen Schwester, der Nelkenwurz, leicht nach Nelken und kann das Gewürz gut ersetzen. Dazu erntet man die kleinen Seitenwurzeln, trocknet und mahlt sie fein.
Wer die Bach-Nelkenwurz im Sommer entdeckt, dem fällt schnell der auffällige Fruchtstand ins Auge. Diese Fruchtstände sind mit feinen Haaren besetzt und erinnern tatsächlich an einen zotteligen Bart – daher der liebevolle Spitzname “Petersbart”. Wer sich also fragt, warum dieser Name im Pflanzenreich kursiert, muss nur einen Blick auf die Samenstände werfen, die förmlich nach einem Barthaarschnitt verlangen! Als Kinder haben wir diese Samenstände übrigens mit Vorliebe zwischen den Fingern zerrieben und die Samen so wohl gut mit verbreitet 😉
Die Inhaltsstoffe der Bachnelkenwurz (Bitterstoffe, Gerbstoffe, ätherische Öle) können blutstillend, entzündungs- und bakterienhemmend wirken. Man kann sie gut entweder getrocknet als Tee, als alkoholischen Auszug oder auch die frischen, jungen Blättchen im Salat verwenden.
Obwohl die Bach-Nelkenwurz also in der Naturmedizin geschätzt wird, ist sie nicht ohne ihre Tücken. Die Pflanze enthält gewisse Stoffe, die in größeren Mengen Rauschzustände hervorrufen können. Während kleine Mengen als beruhigend oder anregend gelten, kann eine Überdosis unangenehme Auswirkungen haben. Daher ist bei der Verwendung in Kräutertees oder Heilmitteln Vorsicht geboten. Wie so oft hat Paracelsus also auch hier Recht – die Dosis macht das Gift!