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Geum urbanum!

    Nein, das ist kein Zauberspruch aus Harry Potter – auch wenn es gerade so klingt 😉

    Tatsächlich handelt es sich hierbei um den botanischen Namen einer Pflanze, die  ein bisschen so aussieht, als hätte sie beim großen Beautycasting der Wildkräuter die Bewerbung verpasst – die Nelkenwurz, auch Benediktenwurz, Mannskraftwurzel (woher der Name wohl kommt…?) oder Heil aller Welt genannt. Gerade der zuletzt genannte Volksname weist auf die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten der Nelkenwurz hin, denn obwohl sie optisch nicht so viel hermacht, hat sie doch in der volksheilkundlichen Hausapotheke Karriere gemacht.

    Die Nelkenwurz ist wie der nette Nachbar, der nie auffällt – bis du ihn wirklich brauchst. Hier ein paar schnelle Kennzeichen:

    • Blätter: Die Grundblätter erinnern ein bisschen an Erdbeerlaub, die oberen sind eher dreigeteilt und wirken leicht zerzaust – Styling ist eben nicht ihre Stärke.

    • Blüte: Klein, gelb, fünfzählig (wie bei fast allen Rosengewächsen, denn zu dieser Familie gehört die Nelkenwurz)

    • Frucht: Hakenförmig, klebt an deiner Hose wie Kaugummi an Kinderschuhen – Danke, Natur!

    In Zeiten vor Ibuprofen war die Nelkenwurz so was wie der Alleskönner der Landapotheke:

    • Magen-Darm-Probleme? Da wurde Wurzeltee eingesetzt – in Maßen, wie immer.

    • Entzündungen im Mund? Gurgeln mit Nelkenwurztee – das enthaltene Eugenol wirkt antiseptisch

    • Schwäche & Frühjahrsmüdigkeit? Bitterstoffe in den Blättern wecken die Lebensgeister

    • Dünnes Nervenkostüm? Sogar da soll die Nelkenwurz Abhilfe schaffen

    Früher dachte man, die Nelkenwurz vertreibt als Malefizpulver böse Geister und Hexen. Man streute sich die gemahlene Wurzel der Nelkenwurz unters Kopfkissen und war so nächtens vor dem Besuch ungebetener Gäste und schlechter Träume gesichert. Was man den Überlieferungen zufolge allerdings träumte, war, wer der Dieb war, der einem das Holz gestohlen hatte – sofern man einen solchen gerade suchte.

    Kulinarisch lässt sich die Nelkenwurz übrigens ganz wunderbar verwenden – die jungen Blätter esse ich sehr gern im Frühlingssalat – sie geben ihm eine herbe Note, die meiner Meinung nach zwischen all den frischen, jungen Blättern früh im Jahr angenehme Abwechslung bietet. Auch die Textur ist anders als bei vielen anderen Frühlingskräutern – eher grob bis leicht pelzig – auch das ein netter Kontrast zu den zarten Blättern anderer Salatkräuter.

    Und last but not leasts lässt sich natürlich auch die Wurzel verwenden – Nelkenwurz, das sagt ja schon der Name. Man reinigt und trocknet die Wurzeln, die dann in einer Gewürzmühle gemahlen werden. Sie duften wirklich zart nach Nelken und können so im nächsten Winter bei der Weihnachtsbäckerei zum Einsatz kommen.