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Kleine Blume, große Geschichte

    Das Gänseblümchen (Bellis perennis) gehört zu den wohl bekanntesten Wildpflanzen überhaupt – und doch wissen nur wenige, wie viel Magie und Geschichten in dieser zarten Pflanze stecken.

    Zum Beispiel besagt eine Legende, das Gänseblümchen sei aus den Tränen Marias entstanden, die sie auf der Flucht nach Ägypten vergossen hat. Meine persönliche Lieblingsgeschichte ist aber Folgende:
    Jesus hatte sich zu seinem Geburtstag Blumen gewünscht. Nun war sein Geburtstag  aber mitten im Winter, und leider lag die Natur im tiefsten Schlaf. Seine Mutter überlegte lange hin und her, wie sie ihrem Sohn diesen Wunsch nur erfüllen konnte und kam schließlich auf eine Idee: Sie beschloss, für Jesus einige Blumen aus Stoffresten zu nähen und machte sich sogleich ans Werk. In der Eile, denn es war wenig Zeit, stach sie sich beim Nähen der Blütenblätter in den Finger und die Unterseite der schönen Blume färbte sich rot. Jesus aber war von den zarten Kunstwerken so begeistert, dass er ihnen Leben einhauchte – und so blüht das Gänseblümchen bis heute auf den Wiesen, manchmal sogar im Winter.

    Im Laufe der Geschichte gefiel das Gänseblümchen allerdings nicht allen so gut wie Jesus – 1793 wurde in Deutschland eine Verordnung erlassen, deren Ziel die Ausrottung der kleinen Blume war. Grund dafür war die (irrige) Annahme, dass die  Pflanze sich als Abtreibungsmittel eignen würde. Zum Glück waren die Bemühungen nicht erfolgreich und wir können uns heute noch daran erfreuen.

    Andere Zuschreibungen haben sich dagegen als wahr erwiesen – so ist das Gänseblümchen ein verlässlicher Wetteranzeiger. Wenn die Blütenköpfchen morgens geschlossen bleiben, wird es tagsüber sicher regnen. Und auch für uns Menschen hat das Gänseblümchen einiges in petto: man kann es zum Beispiel in Form eines Tees als Gesichtswasser verwenden, oder aber Blätter und Blüten in einem frischen Frühlingssalat genießen – und so ähnlich wie den Veilchen schreibt man auch den ersten drei gefundenen Gänseblümchen im Jahr besondere Heilkraft zu.