Der Gefleckte Aronstab (Arum maculatum) ist eine jener Pflanzen, die auf den ersten Blick unscheinbar wirken, bei näherer Betrachtung jedoch mit einer Fülle faszinierender Eigenschaften überraschen. In unseren heimischen Wäldern, besonders in schattigen und feuchten Bereichen, trifft man ihn recht häufig – bei uns in Dornbirn allerdings fast immer als ungefleckte Unterart.
Seinen heutigen Namen stammt vom biblischen Hohepriester Aaron, dessen Stab sich vor den Augen des Pharaos in eine Schlange verwandelte – eine, wie ich finde, recht treffende Namensgebung, wenn man sich die raffinierte Bestäubungsmethode des Aronstabs einmal genauer betrachtet.
Seine sogenannte Blüte besteht eigentlich aus einem Kolben, der von einem auffälligen Hüllblatt umgeben ist. Dieses Konstrukt dient nicht nur dem Schutz, sondern vor allem der Bestäubung – und die hat es in sich. Der Aronstab hat einen außergewöhnlichen Trick entwickelt, um Insekten zur Bestäubung zu bewegen: Er erzeugt einen leicht fauligen Geruch (den man gut wahrnehmen kann, wenn man seine Nase mal in das Blatt steckt), der kleine Fliegen und Mücken anlockt. Diese fallen, wenn sie auf dem glatten Hüllblatt landen, in das Innere der Blüte und werden durch einen kleinen Haarkranz, der am Kolben befestigt ist, eine Zeit lang gefangen, damit sie die besuchte Pflanze sicher bestäuben. Nach erfolgter Bestäubung – und gestärkt, denn der Aronstab versorgt seine Besucher mit einem Sekret – fällt der Haarkranz ab und das Insekt kann weiterziehen – zur nächsten Falle.
Doch bei aller Raffinesse: Der Aronstab ist nicht ungefährlich. Alle Pflanzenteile sind giftig, sie enthalten unter anderem Blausäure und Glykoside. Kinder sollte man auf die leuchtend roten Beeren, die im Sommer erscheinen, aufmerksam machen, und erklären, dass diese keinesfalls essbar sind.
Trotzdem gibt es aus alten Kräuterbüchern einige überlieferte Anwendungen (diese bitte keinesfalls nachmachen!). So wurde der Aronstab beispielsweise als faltenminderndes Gesichtswasser eingesetzt oder mittels Räucherung gegen Ungeziefer eingesetzt. Siegrid Hirsch beschreibt außerdem eine offenbar in Vorarlberg angewandte Rosskur bei Erkältungen: es wurden drei frische, im Frühjahr gepflückte Blätter des Aronstabs mittels Schnaps ausgezogen, welcher dann im folgenden Herbst bei Erkältungen gemeinsam mit einem schweißtreibenden Tee verabreicht wurde. Es wäre interessant zu wissen, wie viele Opfer diese „Heilanwendung“ gefordert hat…
Trotz allem hat der Aronstab seinen festen Platz im Ökosystem. Für spezialisierte Insekten bietet er eine wichtige Nahrungsquelle – und für aufmerksame Spaziergänger ein echtes optisches Highlight am Wegesrand.